Die kulturelle Diversität ist in deutschen Kitas ausgesprochen groß: Mehr als jedes fünfte Kind zwischen drei und sechs Jahren bringt eine andere Familiensprache als Deutsch mit in die Kita. In vielen Einrichtungen findet sich ein Zusammenspiel an diversen Identitäten und Lebenswelten, die auf unterschiedliche Art Ausdruck finden. Mehrsprachigkeit und unterschiedliche Glaubenssysteme sind die Realität. Diese Vielfalt findet sich idealerweise auch in der Spielecke wieder. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Es kursiert immer noch sehr viel Spielzeug und Literatur, welche Vorurteile, Rassismen und begrenzte Lebensmodelle reproduzieren und in der Spielecke positive Repräsentation nicht für alle Kinder ermöglichen. So wird die Thematisierung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt oft vernachlässig oder fällt völlig weg (Ergebnisse der OECD-Fachkräftebefragung 2018). Dies ist keinesfalls das Resultat schlechter Absichten, oft sind es vielmehr Unwissenheit und mangelnde Auseinandersetzung, die zu diesem Ist-Zustand geführt haben.
Spielzeug und Literatur können einen wertvollen Beitrag zu einem antirassistischen und vorurteilsfreien Aufwachsen leisten. Sie prägen die Art und Weise, wie Kinder die Welt betrachten. Im besten Fall spiegeln diese Materialien die gesellschaftliche Heterogenität wieder und bieten den Kindern in ihren vielfältigen Positionierungen, positive Repräsentation. Kinder, die frühzeitig lernen, dass Vielfalt die Norm ist und eine Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellt, bekommen das richtige Werkzeug an die Hand gelegt, um ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, demokratisch zu handeln und Diskriminierung entgegenzuwirken.
Wir sehen die Anerkennung vielfältiger Lebensweisen als Stärke und Ressource für die Entwicklung interkultureller und demokratischer Kompetenzen und wollen diese in allen Lebensbereichen sichtbarmachen und fördern.
Das Projekt „Vielfalt in der Spielecke“ stellt ein umfassendes Bildungsprojekt für pädagogische Fachkräfte dar, die unterschiedliche Ebenen der Kitaarbeit einschließt. So werden Fachkräfte in Bezug auf Diskriminierung und Rassismen sensibilisiert. Es werden Anstöße für diverses Spielmaterial gegeben, das Vielfalt fördert und widerspiegelt und Handlungsempfehlungen im Umgang mit Eltern und Kindern gereicht, die eine von Vorurteilen geprägte Haltung aufweisen.
Modul 1: „Vorurteile und Diskriminierungen in der Kita - Elternarbeit zwischen Wertschätzung und Positionierung“| Präsenzveranstaltung mit Eva Prausner (ElternStärken) | Dauer: 4h | 10. November 2022 14:00 – 18:00 Uhr | Veranstaltungsort: Fachdienst für Integration und Migration,
Lerbacher Weg 4, 51469 Bergisch Gladbach
Fachkräfte arbeiten mit Eltern, die Unsicherheiten und Ressentiments gegenüber Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe oder geschlechtlichen Identität äußern. Manche Eltern fallen durch rechtsextreme Botschaften, Kleidung oder Symbolik auf. Auch Kinder übernehmen Vorurteile der Erwachsenen und tragen diese in die Einrichtungen. Was tun, wenn Kinder andere Kinder diskriminieren? Welche Form der Thematisierung von Unterschiedlichkeit einerseits und Vielfaltserfahrungen andererseits kann in der pädagogischen Arbeit mit Kindern sinnvoll sein?
Mit den Teilnehmenden werden Handlungsmöglichkeiten entwickelt, die Eltern in ihrer Rolle anerkennen, ohne ihre diskriminierende Einstellung zu verharmlosen. Mit inhaltlichen Inputs, praktischen Handlungsmöglichkeiten und Methoden möchten wir einen fachlich angemessenen Umgang in der unmittelbaren Interaktion mit Eltern und in der Arbeit mit Kindern zur Diskussion stellen – vor allem vor dem Hintergrund wachsender Inklusionsaufgaben durch geflüchtete Kinder und deren Eltern.
Modul 2: „Anti Bias in der Erziehung und Bildung – Umgang mit Diversität, Diskriminierungen und Rassismus in der Kita und Gesellschaft“ | Online-Impulsseminar mit Heike Kasch (Integrationsagentur der Diakonie Düsseldorf) | Dauer: 4h | 22. November 2022 10:00 – 14:00 Uhr
Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz vor Diskriminierung und Rassismus. Kinder brauchen deshalb eine Umgebung, die sie dabei unterstützt, ein positives Selbstbild zu entwickeln, sich wohl zu fühlen und in der Welt zurechtzufinden. Bücher und Spielmaterialien haben dabei eine große Bedeutung, da sich Kinder durch das Betrachten und Lesen ein Bild von sich, von anderen Menschen und der
Welt machen.
Nach dem Anti-Bias Ansatz werden Kleingruppenarbeiten, Videobeiträge und Kurzreferate Einblicke in die Vorurteilsbewusste Erziehung und Bildung geben. Das Impulsseminar wird interaktiv gestaltet, dazu werden verschiedenen Methoden eingesetzt und viel Raum für eigene Erfahrungen und Diskussionen gegeben. Gemeinsam können Strategien und Handlungsoptionen für eine demokratische und soziale Haltung entwickelt werden.
„Vielfalt in der Spielecke: Empowerment durch Repräsentation“ | Online-Seminar mit Olaolu Fajembola und Tebogo Niminde-Dundadengar (Inhaberinnen von Tebalou) | Dauer: 2 h | 24. November 2022 10 -12 Uhr
Das 2-stündige Seminar beginnt mit Fragen zur Selbstreflexion, die sich jede Person stellen sollte, wenn sie den Weg der antirassistischen Erziehung beschreiten möchte. Anhand einer Übung werden eigene Privilegien aufgezeigt. Anschließend wird erläutert, warum es nie zu früh ist mit Kindern über Rassismus zu sprechen. Anhand der entwicklungspsychologischen Forschung wird aufgezeigt, wie Kinder Rassismus erlernen. Hier werden auch die Folgen von Rassismus erläutert. Detailliert wird dann aufgezeigt, wie ein Gespräch über Rassismus mit Kindern aussehen kann. Anhand von konkreten Beispielen wird das Thema Rassismus im Kontext von Kita und Schule erläutert. Zum Abschluss wird aufgezeigt, welche Funktion Medien für die Identitätsentwicklung haben und wie Empowerment durch Repräsentation aussehen kann. Alle Inhalte werden durch eine anschauliche PowerPoint Präsentation begleitet. Durch Übungen und direkte Kommunikation mit den Teilnehmenden schaffen wir eine angenehme und abwechslungsreiche Arbeits- und Lernsituation.
Modul 3: „Bestandaufnahme: Wie divers ist unsere Spielecke?“ | Präsenzveranstaltung mit Veronika Heiligmann und Dana Harms (Fachdienst für Integration und Migration des Caritas Verbandes Rhein Berg) | Dauer: 3 h | 24.01.2023 10:00 – 13:00 Uhr | Veranstaltungsort: Fachdienst für Integration und Migration, Lerbacher Weg 4, 51469 Bergisch Gladbach
Wir werden gemeinsam eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustands der Kita in Bezug auf Inklusion, Diversität und Antidiskriminierung machen. Dabei wird im Vorhinein gesammeltes Material mittels einer fotographischen „Spurensuche“ gesichtet und untersucht. Es wird die Möglichkeit gegeben miteinander ins Gespräch zu kommen und zu thematisieren, was bereits gut läuft und wo noch Handlungsbedarf besteht. Dieser Workshop bietet auch Raum für Nachbesprechung und Reflektion der vorausgegangenen Module. Hier können Pläne zur Umsetzung der zuvor festgelegten Ziele für die Kita ausgearbeitet werden. Zum Abschluss werden Handlungsempfehlungen und Literaturempfehlungen gereicht.